Buchhandlungen spielen als Orte der Leseförderung eine wichtige Rolle: Sie vermitteln Freude am Lesen und entwickeln kreative Formate, um Kindern und Jugendlichen die Welt der Bücher näherzubringen. Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover 26 besonders engagierten niedersächsischen Buchhandlungen die Auszeichnung „Prädikatsbuchhandlung – Partner für Leseförderung“ verliehen. Der Landesverband Nord des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergibt das Siegel in Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium alle zwei Jahre an Buchhandlungen, die sich mit ihren Angeboten und Projekten insbesondere an Kinder und Jugendliche wenden.
„Lesen macht Spaß, regt die Fantasie an, eröffnet Zugänge zu Bildung, Wissenschaft, kultureller und gesellschaftlicher Teilhabe. Lesen ebnet den Weg in ein selbstbestimmtes Leben“, so Mohrs. „Mit großem Engagement und innovativen Ideen unterstützen und begleiten die ausgezeichneten Buchhandlungen als wichtige Akteure der Leseförderung insbesondere Kinder und Eltern beim Lesen. Sie tragen mit ihren Angeboten und Aktionen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche Freude am Lesen entwickeln und beibehalten. Ob im ländlichen Raum oder in der Stadt – jede der ausgezeichneten Buchhandlungen prägt ihre Region auf ihre eigene Art und Weise und trägt so zur kulturellen Lebensqualität und Vielfalt in Niedersachsen bei.“
Branka Felba, Vorsitzende des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – Landesverband Nord: „Wir haben hier mutige Buchhhändler*innen, die sich den Veränderungen in der Kommunikationskultur stellen und die jungen Leser*innen abholen aus der Welt der Kurznachrichten, Icons und Erklärfilmchen. Mit einem Buch abholen, Freude am Lesen wecken und damit die Fähigkeit stärken, selbst zu denken und zu lernen. Die in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten trotzdem Kraft und Zeit für etwas aufwenden, das sich nicht gleich in barer Münze auszahlt, sondern nur langsam wächst. Aber stetig. Herzlichen Dank dafür!“
Die komplette Rede von Branka Felba finden Sie ganz unten auf dieser Seite oder einfach hier klicken!
Das sind die ausgezeichneten Buchhandlungen
• Zum achten Mal ausgezeichnet wurden:
Buchhandlung Graff (Braunschweig)
Bücherwurm (Braunschweig)
Leuenhagen & Paris (Hannover)
Buchhandlung Sternschnuppe (Hannover)
Lünebuch (Lüneburg)
Sutmöller Bücher & Mehr (Melle)
Die Schatulle (Osterholz-Scharmbeck)
Buchhandlung Schüttert (Syke/Weyhe/Diepholz)
• Zum siebten Mal ausgezeichnet wurden:
Buchhandlung Friedrich Schaumburg (Stade)
Susannes Buchhandlung (Wiesmoor)
• Zum sechsten Mal ausgezeichnet wurden:
Buchhandlung Hoffmann (Achim)
Alte Jeetzel-Buchhandlung (Lüchow)
• Zum fünften Mal ausgezeichnet wurden:
Buchhandlung Sedlmair (Georgsmarienhütte)
Giraffenbuchhandlung Monika Kremer (Haren)
Buchhandlung von Bestenbostel (Nordenham)
Buch + Kunst Ulenhus (Papenburg)
Buchhandlung Vogel (Reppenstedt)
Lünebuch in Salzhausen (Salzhausen)
Buchhandlung Heine (Verden)
• Zum vierten Mal ausgezeichnet wurde:
Hofbuchhandlung Kathrin Wellmann (Wardenburg)
• Zum dritten Mal ausgezeichnet wurde:
Buchhandlung am Wall (Aurich)
• Zum zweiten Mal ausgezeichnet wurde:
Buchhandlung Karl Konerding (Vechta)
• Zum ersten Mal ausgezeichnet wurden:
Buchladen Hielscher (Dannenberg)
Buchhandlung Winnemuth (Hann. Münden)
julius.buch (Helmstedt)
Buchhandlung Steuber (Wolfenbüttel)
Hintergrund
Seit 2009 verleiht der Landesverband Nord des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den Titel "Prädikatsbuchhandlung - Partner für Leseförderung" an Buchhandlungen in Niedersachsen, die intensiv mit Schulen und Kindergärten zusammenarbeiten. Prädikatsbuchhandlungen präsentieren ihre Bücher besonders kinder- und jugendgerecht, beraten kompetent und bieten interessante Veranstaltungen und Projekte an. Schulen und Kindergärten auf der einen, Buchhandlungen auf der anderen Seite, sollen als Partner in der Leseförderung so leichter zusammenfinden und noch besser zusammenarbeiten.
Das Prädikat wird alle zwei Jahre neu vergeben. Eine Jury bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Verbandes sowie aus dem Bereich Kultur wählt unter den Bewerbungen diejenigen Buchhandlungen aus, die als Prädikatsbuchhandlung ausgezeichnet werden. Mit der Auszeichnung wird eine Plakette mit dem Logo des Projekts „Prädikatsbuchhandlung“ vergeben. An der Tür einer Buchhandlung zeigt sie, dass es attraktive Angebote und Beratung durch kompetente Ansprechpartner gibt.
Rede von Branka Felba: "Wer ist hier der Gamechanger?"
Kürzlich stolperte ich bei der Durchsicht von Nachrichtenschlagzeilen im Netz über eine Zeile: ‚Gamechanger‘, Smartphone für Analphabeten‘.
— Branka Felba - Vorstandsvorsitzende Börsenverein Landesverband Nord
Da hat an der Elfenbeinküste ein Unternehmer ein Smartphone entwickelt, das nur durch Sprache, in diesem Fall mehr als 8 Dialekte, die dort gesprochen werden, gesteuert werden kann. Auch wenn Spracheingabe nichts Neues ist, aber die meisten Funktionen und Anwendungen auf Smartphones bzw. Browsern bedingen, dass die Nutzenden lesen können, worauf sie reagieren.
Aber nun dies: Bankgeschäfte, Internetkäufe, Spiele und natürlich die Nutzung dessen, was so gern ‚soziale Medien‘ genannt wird, alles wird nutzbar für Menschen, die nicht lesen und schreiben können.
Da wurde ein großer Aufwand betrieben, um Menschen, die kaum Bildung erfahren und erfahren haben, eine Teilhabe an unserer modernen Konsumwelt zu ermöglichen. Gamechanger – es geht jetzt auch ohne Lesen und Schreiben. Auch Analphabetinnen können jetzt digital wirtschaftlich mitmischen. Können wir jetzt auf die Anstrengungen verzichten, soviel Bildung in den letzten Zipfel der Welt zu bringen, Menschen an die wunderbare Welt des Erzählens, der Wissenschaft und Forschung, der gut recherchierten Sachbücher und der schriftlichen Auseinandersetzung mit allen Themen, die die Menschheit bewegt, heranzuführen? Gamechanging - es geht auch anders?
Aber offensichtlich nur, wenn es ums Geld geht! Schon längst helfen Bilder, Gebrauchsanweisungen zu verstehen und hoch komplexe Maschinen zu bedienen. Damit wie auch ohne Schrift funktionieren können, Lesen und Schreiben sind ja so was von retro….
An dieser Stelle schaue ich in Ihre Gesichter und entdecke ein klares ‚NEIN‘.
Kann es in unserem Sinne sein, die Welt der Literatur zu verschließen, weil Konsum auch anders geht? Die Möglichkeit, durch Lesen die Erfahrung und das Wissen Anderer zu erleben und zu verstehen, ausblenden, weil Bilder und Sprachsteuerung einzusetzen einfacher ist als allen einen ordentlichen Zugang zur Bildung zu ermöglichen?
Vor mir sitzen Sie als Menschen, Buchhändlerinnen und Buchhändler, die die Fahne der Bildung hochhalten. Denen (fast) nichts wichtiger ist als junge Menschen die unsagbar große Vielfalt des Wissens und der Gedanken der Menschheit heranzuführen.
Die Schulen und Kindergärten unterstützen, damit Kinder auch weiterhin das tun können, was Ihnen im Leben an jeder Stelle helfen und sie weiterbringen kann: Lesen und Schreiben zu lernen.
Und das ist gut, das gehört gewürdigt und wertgeschätzt.
Sie sind die wahren Gamechanger, in dem Sie versuchen, die fatale Entwicklung zurück zum Rudiment aufzuhalten und zu unterbrechen und durch Ihre Anstrengungen helfen, der Forderung nach Bildung Ausdruck verleihen.
Hier sind die mutigen Buchhändlerinnen und Buchhändler, die sich den Veränderungen in der Kommunikationskultur stellen und die jungen Menschen abholen aus der Welt der Kurznachrichten, Icons und Erklärfilmchen. Mit einem Buch abholen. Freude am Lesen wecken und damit die Fähigkeit stärken, selbst zu denken und zu lernen.
Die in diesen wirtschaftlichen schwierigen Zeiten trotzdem Kraft und Zeit finden für etwas, das sich nicht sofort in barer Münze auszahlt, sondern nur langsam wächst – aber stetig und hoffentlich immer weiter. Ihnen allen herzlichen Dank dafür!